Gabriele_Kemper_Versammmlung

Mit Vision und Strategie auf dem Weg in die Zukunft

Diözesanversammlung im Bistum Speyer will Reformen und Klimaschutz forcieren

Ludwigshafen. Mit Blick auf seine Vision „Segensort in der Welt sein“ kommt das Bistum Speyer im Jahr 2023 weiter voran. Die Diözesanversammlung hatte im November 2022 mit klarer Mehrheit ein Rahmenkonzept verabschiedet: Mit diesem Konzept soll die Segensorte-Vision des Bistums umgesetzt werden und langfristig finanzierbar bleiben. Am vergangenen Samstag, dem 25.2., hat die Versammlung im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen beraten, wie dieser Strategieprozess des Bistums Speyer konkretisiert und weiterentwickelt werden kann – zum Beispiel mit Blick auf einen verstärkten Klimaschutz und die gezielte Förderung von Innovationen und Ehrenamts-Engagement.

Generalvikar präsentiert Zeitplan bis 2030: Reformen schrittweise umsetzen

Generalvikar Markus Magin legte der Diözesanversammlung einen Zeitplan vor, mit dem das Rahmenkonzept bis 2030 schrittweise umgesetzt werden soll. In 2023 ist weiter zu prüfen, wie die Zusammenarbeit mit anderen Bistümern und in der Ökumene mit der Evangelischen Kirche in der Pfalz weiter gestärkt werden kann. Eine Arbeitsgruppe prüft, wie es gelingt, die Tagungshäuser des Bistums künftig wirtschaftlicher zu führen. Zudem soll bis Ende 2023 eine Zukunftskonzeption für den Wallfahrtsort Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben erarbeitet werden. Controlling und  Qualitätssicherungs-Instrumente werden etabliert – zur Koordination all dieser Prozesse ist im Ordinariat Speyer eine Stelle „Organisationsentwicklung“ vorgesehen. Im Jahr 2024 werden die ersten Umsetzungsschritte im Bistumshaushalt wirksam: Zum Beispiel durch eine Neuverteilung der Zuschüsse an Pfarreien, Verbände und Schulen sowie eine Neustrukturierung der Hauptabteilung Seelsorge. Für das Bischöfliche Ordinariat Speyer ist für 2024 ein Organisationscheck geplant, um weitere Optimierungsmöglichkeiten in der Verwaltung zu suchen. Zudem plant das Bistum die Einstellung einer Fachkraft für das Klimaschutzmanagement.

Bischof Wiesemann: Dialog erfordert Geduld und kritische Hartnäckigkeit

Bischof Karl-Heinz Wiesemann erinnerte zum Auftakt der Diözesanversammlung an den Beginn des brutalen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine vor einem Jahr und die sehr bewegende Resonanz auf Friedensgebete in ökumenischer Zusammenarbeit. Zudem thematisierte er die Debatten in der katholischen Kirche, die nach seiner Beobachtung zum Teil von unterschiedlichen Kulturen geprägt sind: Aufgabe der Kirche sei es, Zeugin der Einheit zu sein. Deshalb sei der Dialog wichtig – als Ausdruck der Synodalität. Orte dieses Dialogs sind nach den Worten des Bischofs von Speyer der Synodale Weg und die Diözesanversammlung: „Dialog erfordert manchmal auch Geduld. Das darf nicht mit Verzögerung verwechselt werden, sondern es beinhaltet auch eine kritische Hartnäckigkeit.“ Dazu hat Bischof Wiesemann die Diözesanversammlung ausdrücklich ermutigt. Die Vorsitzende der Diözesanversammlung, Gabriele Kemper, betonte: „Wir haben als junges Gremium, das unter schwierigen Bedingungen gestartet ist, bewiesen, wie verantwortungsvoll wir mit unserem Auftrag und unserer Stimme umgehen. Wir haben gezeigt, wie verlässlich wir sind und wie wichtig uns die gesellschaftliche Präsenz von Kirche in unserem Bistum ist.“ Diesen Weg wolle die Diözesanversammlung auch in den nächsten Jahren engagiert, mit Mut zu Reformen weitergehen.

„Ehrenamt lebt von Wertschätzung: Kultur des guten Miteinanders“

Auf der Tagesordnung der Diözesanversammlung standen Berichte der Diözesanausschüsse zu den Themen „Ehrenamt“, „Geschlechtergerechtigkeit“, „Klimagerechtigkeit und Globale Verantwortung“. Der Ausschuss Ehrenamt verwies auf das im Bistum zu  diesem Themenfeld existierende Eckpunktepapier, in dem es heißt: „Ehrenamt  gibt der Kirche ein Gesicht. Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche engagieren sich auf unterschiedlichste Weise im Bistum Speyer und gestalten begeistert Kirche mit.“ Der Ausschuss hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Eckpunktepapier im Bistum bekannter zu machen. Denn Ehrenamt lebe von Wertschätzung: „Die Basis ist eine Kultur des guten Miteinanders. Wertschätzender Umgang zeigt sich in der Anerkennung persönlicher Kompetenzen der Ehrenamtlichen (…).“ Punktuelle Mitarbeit verdiene dabei genauso hohe Wertschätzung wie regelmäßiges Engagement. Der Ausschuss will sich auch mit den Folgen des Kulturwandels befassen, wenn die Arbeit in den Gemeinden künftig sichtbar stärker von Ehrenamtlichen getragen wird. Eine gute partizipative Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, die auf Eigenverantwortung setzt, brauche transparente, gemeinsame Entscheidungsprozesse, klare Absprachen, angemessene Kommunikation sowie Delegation und Vertrauen. Der Ausschuss Geschlechtergerechtigkeit hat im Herbst 2022 seine Arbeit aufgenommen und analysiert die drei Teilbereiche Verwaltung, Pastoral sowie die Räte und Gremien. Erstentwürfe liegen vor – im Sommer will der Ausschuss konkretisierte Vorschläge präsentieren.

„Klimaschutz – künftig stärker systematisch und flächendeckend“

Der Ausschuss „Klimagerechtigkeit und Globale Verantwortung“ fordert ein stärkeres Engagement des Bistums im Klimaschutz: Es existiere punktuell ein sehr vorbildliches Engagement, das aber nicht flächendeckend sei. Auf der Landkarte des Bistums gebe es bislang noch  weiße Flächen beim Klimaschutz-Engagement. Es müsse deshalb systematischer agiert werden, also „konkret, zeitnah, ambitioniert und glaubwürdig“ eine möglichst baldige CO2-Neutralität anstreben: „Papiere reichen nicht.“ In einem ersten Schritt sei dabei ausreichend, sich zunächst auf die Gebäude, insbesondere Wärmeerzeugung und Strombezug, sowie auf die Mobilität zu fokussieren – „im kirchlichen Kontext die mit Abstand relevantesten Sektoren.“ Ziele sind eine Reduktion des Energieverbrauchs, der Ausbau erneuerbarer Eigenerzeugung sowie der Bezug von regenerativer Energie.

Bistum legt 2024 erste Klimabilanz vor – Ziel: Energieverbrauch reduzieren

Nach lebhafter, ausführlicher Debatte wurde beschlossen: „Das Bistum erhebt bis Anfang 2024 die notwendigen Gebäude- Energie- und Mobilitätsdaten, die zur Berechnung einer Klimabilanz notwendig sind, möglichst für die Jahre 2019-2022, mit Hochrechnung für das Jahr 2023. Auf dieser Basis wird im ersten Quartal 2024 eine erste Klimabilanz vorgelegt.“ Aus den vorliegenden Ergebnissen werde dann „ein ambitionierter CO2-Reduktionspfad mit dem Ziel der CO2-Neutralität berechnet und der Diözesanversammlung im ersten Halbjahr 2024 vorgelegt. So ist der Aufbau eines kontinuierlichen Monitorings und Controllings der CO2-Emissionen im Bistum Speyer geplant, „um im Falle von Zielabweichungen zeitnah und konsequent nachsteuern zu können“.  Der Faktor Energie soll bei allen Gebäudekonzepten und Bauaktivitäten vorrangig beachtet werden. „Es bedarf verbindlicher Richtlinien zur energetischen Sanierung und bei Neubauten. Die Eigenerzeugung von Strom mittels Photovoltaik muss durch das Bistum aktiv gefördert werden“, heißt es in dem mit großer Mehrheit verabschiedeten Beschluss.

Die Diözesanversammlung hat einen neuen Ausschuss gebildet: Mit dem Auftrag, die Satzung und Geschäftsordnung der Diözesanversammlung des Bistums Speyer zu überarbeiten und der Diözesanversammlung im November 2023 einen Entwurf vorzulegen. Die Beschlüsse des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland zur Bildung synodaler Gremien auf Bistumsebene sowie die bisherigen Erfahrungen aus der Arbeit des Vorstandes, Hauptausschusses und der Diözesanvollversammlung selbst sollen in der modifizierten Satzung und Geschäftsordnung umgesetzt werden. Die nächste Diözesanversammlung im Bistum Speyer ist für den 3. und 4. November 2023 terminiert.

Die Diözesanversammlung hat die Aufgabe, die Themen und Anliegen der verschiedenen Bistums-Gremien zusammenzuführen und den Bischof zu beraten. Aktuell gehören der Diözesanversammlung 116 stimmberechtigte Mitglieder an. Im Sinn des Kirchenrechts nimmt die Diözesanversammlung zugleich die Aufgaben eines Diözesanpastoralrates für das Bistum Speyer wahr.

Beschlüsse und Präsentationen:

Beschluss Antrag Klimagerechtigkeit

Beschluss Antrag Vorstand zu Satzung

Präsentation Finanzen Diözesanversammlung

Präsentation Ausschuss Geschlechtergerechtigkeit

Präsentation Ausschuss Klimagerechtigkeit

Präsentation Kita-Träger

Text/Foto: is