Von der Vision zur Strategie

Diözesanversammlung verabschiedet neue Geschäftsordnung – Bistum will bis April 2022 eine Strategie für einen nachhaltig ausgeglichenen Haushalt entwickeln

Speyer. Am 5. Oktober trafen sich die Mitglieder der Diözesanversammlung zu ihrer dritten Vollversammlung. Die Vorsitzende Gabriele Kemper begrüßte besonders Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. „Ich bin froh, wieder mit ihnen gemeinsam auf dem Weg zu sein“, sagte Wiesemann und dankte für die Zeichen der Verbundenheit während seiner krankheitsbedingten Auszeit. Die Diözesanversammlung sehe er im Zusammenhang mit den „größeren Lernerfahrungen, die wir als synodale Kirche brauchen, damit es zu einem Kulturwandel und mehr Partizipation in der Kirche kommt“.

Ein Schwerpunkt der Versammlung war die Beratung und Verabschiedung der neuen Geschäftsordnung. Dabei ging es vor allem die Hinzuwahl weiterer Mitglieder. Künftig gilt: Gewählt sind die Kandidatinnen und Kandidaten in der Reihenfolge der auf sie entfallenen Stimmen. Ein erstes Wahlverfahren im Frühjahr war ergebnislos geblieben, da keiner der Kandidaten die erforderliche Stimmenmehrheit auf sich vereinigen konnte. Zwölf Personen wurden noch am Abend der Versammlung zur Hinzuwahl vorgeschlagen, weitere Vorschläge können bis zum 11. November an den Wahlausschuss eingereicht werden.

Vision für das Bistum auf der Zielgeraden

Über den aktuellen Stand des Visionsprozesses SEGENSORTE informierte Felix Goldinger. Er berichtete von über 100 Rückmeldungen in der Resonanzphase von November bis August. „Insgesamt haben sich über 4300 Menschen mit ihren Ideen, Sichtweisen und Erfahrungen in den Visionsprozess eingebracht“, zog er ein positives Fazit. Insgesamt habe sich ein hohes Maß an Zustimmung zum Textentwurf für die Bistumsvision gezeigt. Von mehreren wurde eine stärkere Betonung des gesellschaftspolitischen Engagements angeregt. „Auch die Aussage, dass wir als Kirche ein Teil dieser Welt sind und damit nicht erst in die Welt hinausgehen müssen, wurde in der neuen Textfassung klarer herausgearbeitet“, so Goldinger. Das Bild des Hauses habe man etwas zurückgenommen, um mehr Raum für Flexibilität und Veränderung zu eröffnen.

„Die Vision bringt auf berührende Weise zum Ausdruck, was uns heute für das morgen bewegt“, sagte Bischof Wiesemann und erläuterte die Begriffe Unterbrechung, Dialog, Seelsorge und Feier der Gemeinschaft Gottes mit den Menschen als zentrale Merkmale von Kirche. Die Mitglieder der Diözesanversammlung würdigten den Text als reichen, ermutigenden und Orientierung gebenden Impuls für das Bistum. „Lassen wir uns vom Mehr bestimmen, nicht vom Weniger“, warb ein Teilnehmer dafür, sich in allen Gremien, Verbänden, Gliederungen und Pfarreien des Bistums von der Vision inspirieren zu lassen. Die Mitglieder der Diözesanversammlung sind jetzt eingeladen, anhand der Leitfrage „Was brauche ich noch, um mir diese Vision zu eigen machen und damit arbeiten zu können?“ bis Ende Oktober eine Rückmeldung an die Lenkungsgruppe zu geben. Bei der nächsten Diözesanversammlung im November soll die Vision durch den Bischof dem Bistum übergeben werden.

Strategische Entscheidungen im Licht der Vision

Generalvikar Andreas Sturm kündigte einen Strategieprozess für das Bistum an: „Ausgehend von der Vision wollen wir jetzt eine konkrete Handlungsstrategie für unser Bistum entwickeln.“ Ziel sei, in einem nachhaltig ausgeglichenen Haushalt die pastoralen Schwerpunkte des Bistums zu bestimmen und umzusetzen. „Wir haben uns dafür einen ambitionierten Zeitplan gegeben: Bis zum April des kommenden Jahres soll die Strategie des Bistums stehen. Dann nämlich beginnt die Planung für das Haushaltsjahr 2023“, teilte Sturm mit. Für den Strategieprozess werde ein Lenkungskreis eingerichtet, der einen Querschnitt des Bistums abbilden soll. „Wir wollen möglichst viele auf eine gute Weise mitnehmen“, sagte Sturm, der die Beratungsgremien und Organisationen des Bistums ebenso wie die Gläubigen und die Mitarbeitenden des Bistums in den Strategieprozess einbinden will. Begleitet wird der Strategieprozess von dem Essener Beratungsinstitut „2denare“ unter Leitung von Professor Thomas de Nocker. „Entscheidungen müssen unausweichlich getroffen werden. Das kann Ihnen niemand abnehmen. Aber mein Team und ich werden Erfahrungen einbringen, wie man die Herausforderungen gut bewältigen kann“, erläuterte de Nocker, der selbst Betriebswirt und Theologe ist und mehrere Bistümer und Landeskirchen in Deutschland berät. Die Mitglieder machten sich für eine gute Rückbindung des Strategieprozesses an die Diözesanversammlung und die weiteren Beratungsgremien des Bistums stark.

Generalvikar Sturm: „Sparvorschläge im Januar waren nicht hilfreich“

Selbstkritik übte Generalvikar Andreas Sturm im Blick auf die Sparvorschläge, die er der Diözesanversammlung im Januar vorgelegt hatte. „Diese Vorschläge haben bei vielen zu Verunsicherung geführt.“ Sie seien zum falschen Zeitpunkt gekommen. „Das hat manches im Prozess erschwert“, entschuldigte sich Sturm.

Zugleich erläuterte er der Diözesanversammlung die Entscheidung zur Freizeit- und Bildungsstätte Heilsbach, die seit August in Form einer gemeinnützigen GmbH weitergeführt wird. „Unser Ziel war, der Heilsbach eine nachhaltig positive Entwicklungsperspektive zu eröffnen und damit alle Arbeitsplätze zu erhalten“, begründete Sturm den Schritt und dankte dem Stiftungsrat der Heilsbach für sein innovatives Wirken. „Wir haben die Heilsbach gehen lassen, weil es nur so weitergeht.“ Er warb dafür, das Tagungshaus weiterhin für Veranstaltungen und Freizeiten kirchlicher Gruppen zu buchen.

Die nächste Diözesanversammlung findet am Samstag, den 27. November, statt. „Ich bin zuversichtlich, dass wir dann wieder in Präsenz tagen könnte“, so Gabriele Kemper. Weitere Versammlungstermine sind der 19. Februar sowie der 25./26. November 2022.

Hintergrund: Diözesanversammlung

Die Diözesanversammlung ist das synodale Gremium auf Ebene der Diözese. Sie hat die Aufgabe, die Themen und Anliegen der verschiedenen diözesanen Gremien zusammenzuführen und den Bischof zu beraten. Sie setzt sich zusammen aus den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates und des Katholikenrates sowie Vertreterinnen und Vertreter der Ständigen Diakone, der Pastoral- und Gemeindereferent/innen, der Ordensleute, des Diözesansteuerrates und des Caritasverbandes. Die Diözesanversammlung kann weitere Mitglieder hinzuwählen. Auch der Bischof kann zusätzliche Mitglieder berufen. Aktuell gehören der Diözesanversammlung 109 stimmberechtigte Mitglieder an. Im Sinn des Kirchenrechts nimmt die Diözesanversammlung die Aufgaben eines Diözesanpastoralrates für das Bistum Speyer wahr.

 


Weitere Informationen zur Diözesanversammlung:

https://www.bistum-speyer.de/bistum/aufbau/raetekommissionen/dioezesanversammlung/

Präsentation auf der Diözesanversammlung:

Präsentation zum Visionsprozess

Präsentation zum Strategieprozess